Die Frage nach der Lebensdauer von transplantierten Organen lässt sich nicht eindeutig beantworten. Wie lange ein Organ nach seiner Transplantation im Körper des Empfängers lebt und arbeitet, hängt von einer ganzen Reihe unterschiedlicher Faktoren ab.
Ein zentraler Punkt ist die Frage, wie gut die Gene von Spender und Empfänger zueinander passen. Mit Hilfe sogenannter Matching-Verfahren kann im Vorfeld bereits medizinisch geprüft werden, wie gut diese Passgenauigkeit ist. Dennoch kann es auch bei einem hohen Matching nach der Transplantation zu Abstoßungsreaktionen des neuen Organs kommen. Schließlich spielen auch das Alter von Spender und Empfänger eine Rolle beim Erfolg einer Organtransplantation.
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Als der südafrikanische Arzt Dr. Christian Barnard im Jahr 1968 die erste Herztransplantation durchführte, war dies eine medizinische Sensation. Sein Patient überlebte mit dem neuen Herzen nur 18 Tage, dennoch war diese Operation der Beweis, dass Transplantationen funktionieren. Mittlerweile haben sich die OP-Techniken verbessert und durch neue medikamentöse Behandlungen der Patienten nach dem Eingriff die Lebenszeiten der verpflanzten Organe deutlich erhöht. So gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die bereits seit über 30 Jahren mit einem transplantierten Herzen leben. Natürlich spielt auch der Lebensstil der Patienten dabei eine Rolle, auf Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder ungesunde Ernährung sollte verzichtet werden.
Für unterschiedliche Organe gibt es auch unterschiedliche „Lebenserwartungen“ nach einer Verpflanzung. So liegt die durchschnittliche Lebensdauer bei der Lunge bei lediglich 6 Jahren, beim Herzen bei elf Jahren, bei einer Niere bei 15 bis 18 Jahren und bei der Leber sogar bei 22 Jahren. Medizinisch interessanter ist als Kenngröße die 1-Jahres-Überlebensrate oder die 5-Jahres-Überlebensrate. Diese Zahl drückt aus, wieviel Prozent der transplantierten Organe nach einem oder fünf Jahren noch arbeiten.
Aus den Überlebensraten nach n Jahren lassen sich dann auch typische Kurven ermitteln. Bei Lebertransplantationen z.B. sind die Überlebensraten in den vergangenen Jahrzehnten signifikant gestiegen. So lag die 5-Jahres-Überlebenrate von Lebern, die zwischen 1972 und 1980 verpflanzt wurden noch bei ca. 10 Prozent, während heutzutage Werte für die 5-Jahres-Überlebensrate von 70 bis 80 Prozent erreicht werden. Es wird erwartet, dass diese Raten durch weitere Forschung und noch bessere Medikamente weiter esteigert werden können.
Die in Deutschland und weltweit am häufigsten vorgenommene Transplantation ist die Hornhauttransplantation am Auge (Keratoplastik). Auch die Hornhaut kann wie alle anderen Organe vom Empfänger abgestoßen werden, dabei ist das Risiko in den ersten drei Jahren nach der Operation am größten. Wie bei anderen Transplantation auch besteht im Falle einer Abstoßungsreaktion die Möglichkeit einer erneuten Verpflanzung einer anderen Hornhaut.