Wenn man komplexe Situationen bewältigen möchte, muss man bei der Selbstführung anfangen. Eines vorweg: Einfache Systeme gibt es ausschließlich in der Theorie. Die Praxis ist weitaus komplexer und dynamischer. Das Problem nennt sich Bremermann’sche Limit, das beschreibt die unüberwindbare Grenze sowohl menschlicher aber auch technischer Informationsverarbeitung.
Ein beachtlicher Teil wichtiger Informationen bleibt immer in der „Black Box“. Um zumindest die wichtigen Informationen zu erfassen bzw. verarbeiten, geht es in erster Linie darum, einen kühlen und klaren Kopf zu bewahren. Wie konsequent die Selbstführung des Einzelnen angelegt ist, hängt im Wesentlichen davon ab, ob die Situationen besser oder schlechter werden.
Das Bremermann’sche Limit sagt aus, dass Komplexes immer von unlösbarem Informationsmangel einhergeht. Es fehlen also permanent entscheidende Informationen. Das führt, besonders in Situationen, mit denen man nur wenig Erfahrung hat, zu Stress, Angst und Unsicherheiten.
Da sich das Gehirn selbst schützen möchte, blendet es alles was undurchschaubar, unberechenbar oder kompliziert erscheint, einfach aus. Bewusst wird nur noch ein kleiner Ausschnitt aus der realen Welt, der uns vertraut ist. Die Dinge scheinen so nicht mehr so kompliziert und komplex wie sie in Wirklichkeit sind.
Weil die Komplexität durch die Schutzreaktion des Gehirns nur scheinbar geringer wird, passieren hier diverse Fehler, die man nicht bemerkt, von denen nichts besser wird und darüber hinaus verschärft sich die Lage zunehmend. Das wurde bereits gut erforscht, die diese Logik des Misslinges untersucht wurde.
Besonders in der Welt der Arbeit sind an der Klärung komplizierter Situationen viele beteiligt, und zwar mit ihrem persönlichen Realitätsausschnitt, den das Gehirn bei jedem Menschen ist anders generiert.
Kein Mensch ist in der Lage, die gesamte Situation zu erfassen. Jeder ist auf die Information des anderen angewiesen. Wenn unterschiedliche Sichtweisen auf dasselbe zusammenfallen, sind unweigerlich Konflikte programmiert.
Das Zusammenspiel zwischen nicht lösbaren Informationsmangel und dem daraus resultierenden Fehler und Konfliktpotenzial führt häufig zu Dilemmas. Wenn die wichtigen Informationslücken nicht gelöst werden können, endet die Eigendynamik mit totalen Zusammenbrüchen und Eskalationen.
Wer komplexe Situationen professionell lösen möchte, braucht hohe Bereitschaften. Man muss viele erwartete aber auch unerwartete Informationen aufnehmen und in seine Überlegungen und Betrachtungen integrieren. Hierbei ist es egal, ob sie sympathisch sind oder eben nicht.
Das entscheidende ist, dass die Informationen für die momentane Situation relevant sind. Man sollte nichts Bestimmtes erwarten, allerdings muss man auf alles gespannt sein und wissen, worauf man seine Aufmerksamkeit lenken muss. Das schafft man nur mit laufenden Training. Bequemlichkeit ist dabei ein der Feind.