Wenn man darüber spricht, dass Tiere brüten, dann denkt man in der Regel an Vögel.
Das charakteristische Brüten der Vögel besteht darin, dass ein Elterntier, in der Regel die Mutter auf den Eiern sitzt und durch ihre Körperwärme eine ideale und glechmässige Temperatur dafür schafft, dass die Küken im Ei heranwachsen und schließlich schlüpfen. Bei Vögeln liegt die Brutdauer in einem Bereich von 14 bis 35 Tagen, je nach der Größe des Vogels.
Allerdings haben andere Lebewesen, die ihre Eier ebenfalls bebrüten, eine viel längere Brutdauer. So haben amerikanische Forscher vor einigen Jahren mit einem Tauchroboter in knapp 1.500 Meter Tiefe einen Oktopus entdeckt, der seine Eier tatsächlich über einen Zeitraum von 54 Monaten, also 4,5 Jahren bebrütet hat.
Danach schlüpften die ca. 160 Jungtiere aus den Eiern. Während der kompletten Brutdauer wich der brütende Oktopus nicht von seinem Gelege und nahm kaum Nahrung zu sich. Die Forscher sehen den Grund in dieser unglaublich langen Brutdauer in den niedrigen Temperaturen in dieser Wassertiefe.
Da das Leben in der Tiefsee immer noch nicht sehr intensiv erforscht ist, könnten hier weitere Lebewesen mit noch längerer Brutdauer existieren. Derzeit gelten aber die 4,5 Jahre dieses ca. 10 cm langen Tiefsee-Oktopus als Rekord.
Dagegen erscheinen die Brutdauern der bekannten Vogelarten geradezu kurz. Die Länge der Brutdauer steht in einem unmittelbaren Zusammenhang zur Größe der Vogelart und damit auch zur Größe der Eier. Mit ca. 85 Tagen brüten Streifenkiwis und Wanderalbatrosse am längsten in der Vogelwelt.
Bei einem Schwan beträgt die Zeitdauer zwischen dem Eierlegen und dem Schlüpfen etwa 35 Tage. Bei den heimischen Singvogelarten wie dem Rotkehlchen oder der Blaumeise liegt die Brutdauer zwischen 14 und 18 Tagen. Die bekannten Hühnereier werden von der Henne 21 Tage lang bebrütet. Der größte Landvogel, der Vogel Strauß, bebrütet seine Eier über einen Zeitraum von sechs Wochen. Dabei wechseln sich die Henne und der Hahn ab, wobei das männliche Tier meistens die Nachtschicht übernimmt. Ein Strauß kann bis zu 20 Eier gleichzeitig bebrüten.
Mit dem Brüten steuert das Muttertier den Effekt, dass die Küken alle zu einem ähnlichen Zeitpunkt schlüpfen, was für die Pflege, Aufzucht und Verteidigung der Kleinen eine große Hilfe ist. Selbst wenn die Eier über einen Zeitraum von mehreren Tagen gelegt werden, beginnt das Reifen und Heranwachsen der Küken erst ab dem Moment des Brütens. D.h. auch die Küken aus den zuerst gelegten Eiern schlüpfen nicht eher, als die Küken aus den späten Eiern.